Leben 1:1

Kollaborative Entwicklung einer Live Utopie

Wie wollen wir in Zukunft leben? Diese Frage ist heute hoch brisant und gleichzeitig schwer zu beantworten. Je unsicherer die Außenwelt erscheint, desto bedeutender wird der individuelle Lebensraum, der Schutz und Geborgenheit vermittelt. Gerade in Zeiten von Corona hat der persönliche Lebensraum eine ganz neue Wertung erfahren. Die Dichte der Städte wird plötzlich zur Bedrohung, das Stadtgrün zur einzigen Ausweichfläche und das Zuhause zum zentralen Lebensmittelpunkt, an dem Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung zunehmend verschmelzen. Wir sind gezwungen neu über unser Zusammenleben nachzudenken und uns die Frage zu stellen, inwieweit wir unsere Lebensräume und die Strategien und Werkzeuge für deren Entwicklung grundsätzlich neu erfinden müssen?

Mit dem künstlerischen Forschungsprojekt „Leben 1:1“ greifen wir diese Frage auf, um zukunftsfähige Formen des Zusammenlebens in einem Realversuch experimentell zu erproben und dadurch auf inhaltlicher und methodischer Ebene Ansätze für eine experimentelle gemeinschaftsorientierte Wohnraumentwicklung zu erforschen.

Dazu schlugen wir im Sommer 2021 unser temporäres Forschungscamp im Stadtentwicklungsgebiet Deutzer Hafen in Köln auf, um so mit der Gestaltung zukünftigen Lebensraums aktiv in der Gegenwart zu beginnen. Ausgehend von einer Kerninfrastruktur und simplen Baumaterialien schufen wir im kollaborativen Prozess des Besiedelns Strukturen für das Leben: Der Salon war mit einer langen Tafel Herzstück der Siedlung. Die Kojen boten persönlichen Rückzug und waren Ruhestätte. Die Küche diente der Zubereitung der Speisen und war Ort des informellen Plauderns. Der Garten brachte Grün und die frische Würze für das Essen. Das Sonnendeck lud zum Entspannen und Sinnieren ein. Das Bad diente der Erfrischung und Abkühlung. Die Strukturen wuchsen und schrumpften mit den Bedürfnissen der teilnehmenden Gäste.

Dabei haben wir gelernt, das Vakuum eines Transformationsraums als Potential für das Forschen in die Zukunft nutzbar zu machen, den Start bei Null für eine Rückbesinnung auf das Wesentliche zu begreifen, zwischenmenschliche Interaktion zu choreografieren, mehrdeutige Räume zu programmieren, das Unfertige zu zelebrieren, aus dem Tun heraus zu verändern und schließlich aus dem Erlebten zu lernen.

Ort

  • Deutzer Hafen

Datum

  • 07. – 16.08.2021

Initiatorinnen

  • Miriam Hamel
  • Annelie Knust
  • Margrit Miebach

Kooperationspartner:innen

  • Konstantin Adamopoulos und Stipendiat:innen des „Bronnbacher Stipendium“ des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft, der Universität Mannheim und des KIT Karlsruher Institut für Technologie

Rahmen

  • Superpopp-Up Performance Festival des Nextmuseum, einem Projekt des NRW-Forum Düsseldorf/Kunstpalast Düsseldorf und des Museum Ulm im Programm Ku/tur Digita/ der Kulturstiftung des Bundes

Förderung

  • moderne stadt - Gesellschaft zur Förderung des Städtebaues und der Gemeindeentwicklung